Gut vorbereitet zur Begutachtung: So meistern Sie den Prozess
Im Folgenden wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit die männliche Form verwendet. Selbstverständlich sind damit alle Geschlechter angesprochen.
Luisa Tsionis
Keine Scheu vor dem Begutachtungstermin
Viele Menschen fühlen sich unsicher oder haben Angst vor der Begutachtung zur Feststellung eines Pflegegrads. Diese Gefühle sind verständlich – schließlich müssen oft sehr persönliche Dinge offengelegt werden. Besonders für junge Erwachsene oder Menschen mittleren Alters, die plötzlich pflegebedürftig werden, kann dieser Prozess belastend und unangenehm sein. Ein empathischer Gutachter ist hierbei sehr wichtig, denn viele Betroffene kämpfen mit Schamgefühlen. Aber keine Sorge – mit der richtigen Vorbereitung können Sie dem Termin gelassen entgegensehen.
Was erwartet Sie?
Die Begutachtung wird von einem Gutachter des Medizinischen Dienstes (MD) durchgeführt, der von den Pflegekassen beauftragt wird, Ihren Pflegebedarf und schließlich den Pflegegrad zu ermitteln. Der Gutachter wird sich ein umfassendes Bild von Ihrer häuslichen Lebenssituation machen. Es kann eine große Unterstützung sein, einen Angehörigen oder eine vertraute Person an Ihrer Seite zu haben, da dies zusätzlich Sicherheit gibt. Bei Erkrankungen, die das Sprechen erschweren, ist es sogar dringend notwendig, jemanden zur Unterstützung dabei zu haben.
Besonderheiten bei der Begutachtung von Kindern
Wenn es sich um die Begutachtung eines Kindes handelt, wird ein spezielles Begutachtungsinstrument verwendet, das auf die besonderen Bedürfnisse und Anforderungen von Kindern abgestimmt ist. Die Einschätzung der Pflegebedürftigkeit unterscheidet sich in einigen Punkten von der Begutachtung Erwachsener, da Entwicklungsstufen und altersgerechte Fähigkeiten eine große Rolle spielen. Der Gutachter wird sich daher besonders auf die spezifischen Herausforderungen und Unterstützungsbedarfe des Kindes konzentrieren.
Unsere Kollegin, Larissa Kalliri, ist ausgebildete Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin und auf die Beratung von Familien mit Kindern und Jugendlichen spezialisiert. Sie steht Ihnen bei allen Fragen und Anliegen zur Seite.
Tipps zur Vorbereitung
Eine gute Vorbereitung kann Ihnen helfen, den Prozess entspannter anzugehen. Ein Pflegetagebuch kann dabei sehr hilfreich sein. Sie finden zahlreiche Vorlagen für Pflegetagebücher im Internet, die Ihnen das Dokumentieren Ihrer täglichen Aktivitäten, Herausforderungen und der Bereiche, in denen Sie Unterstützung benötigen, erleichtern. Halten Sie zudem folgende Unterlagen bereit, die der Gutachter einsehen möchte:
Medikamentenpläne:
Diese listen die Medikamente auf, die Sie einnehmen.
Arztbriefe:
Aktuelle Berichte von behandelnden Ärzten enthalten wichtige Informationen über Ihre medizinische Vorgeschichte.
Krankenhausberichte:
Falls Sie kürzlich im Krankenhaus waren, helfen Entlassungsberichte dem Gutachter, Ihren Gesundheitszustand zu dokumentieren.
Der Ablauf der Begutachtung
Der Gutachter besucht Sie zu Hause und stellt Fragen zu verschiedenen Lebensbereichen, wie Mobilität, Selbstversorgung und sozialen Aktivitäten. Die meisten unserer Klienten berichten von positiven Erfahrungen während des Besuchs und fühlen sich verstanden und ernst genommen. Wir sind der festen Überzeugung, dass ein empathischer und wertschätzender Umgang entscheidend ist, damit Sie sich wohlfühlen und bereit sind, persönliche Informationen offen zu legen. Dennoch hören wir auch von Fällen, in denen Betroffene das Gefühl haben, nicht ernst genommen zu werden oder die Situation bagatellisiert wird. Wenn das passiert, ist es wichtig, dass diese Stimmen gehört werden. Betroffene haben die Möglichkeit, sich beim Medizinischen Dienst zu beschweren. Solche Rückmeldungen sind hilfreich, um die Qualität der Begutachtung zu steigern.
Abschließend ist es wichtig zu betonen, dass die Begutachtung zur Feststellung des Pflegegrads ein notwendiger Schritt ist, der Ihnen helfen soll, die Unterstützung zu erhalten, die Sie benötigen. Zögern Sie jedoch nicht, Ihre Erfahrungen zu teilen, wenn Sie das Gefühl hatten, dass die Begutachtung nicht angemessen oder umfassend war. So tragen Sie dazu bei, den Prozess für sich selbst und andere Betroffene zu verbessern.
Herzlichst, Luisa Tsionis